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»Hobel« gebrochen: Blut floss einst in Strömen 



Michael Fehrenbacher knackt Traummarke von 800 Spielen für den FC Hardt / Glorreiche Siege gegen den BSV Schwenningen  Sapperlott, jetzt musste der FC Hardt 94 Jahre alt werden, um so etwas zu erleben: Michael Fehrenbacher ist der erste Spieler in der Geschichte des Vereins, der sage und schreibe 800 Partien für die Farben des FC Hardt absolvierte. 


Der FC Hardt hat erstmals einen »Ehrenfußballspieler«: Diese Auszeichnung bekam Michael Fehrenbacher (Mitte) von den Verantwortlichen (von links) Helmut Haberstroh, Vorsitzender des Fördervereins, sowie den FC-Vorsitzenden Thomas Hildbrand und Tobias Kuhner (rechts) überreicht. Claudia Fehrenbacher wurde mit einem Blumenstrauß bedacht und auch die Kinder Finn und Mia freuten sich mit. 

Wie viele gegnerische Stürmer an dem Torhüter des FC Hardt verzweifelten, ist nicht überliefert – es sind aber eine Menge, so viel ist sicher. Wenn er mit Todesverachtung aus seinem Kasten auf die Stürmer zugerauscht kam, als ob er den Ball fressen wollte, zogen diese den Schwanz ein. Dabei sah es anfangs gar nicht so aus, als ob der »Fehre« Torhüter werden sollte. Sein Vater Erich war sein erster Trainer in der E-Jugend. Er stellte Sohnemann Michael einst als Stürmer neben Frank Moosmann auf. Damals wurden zwei Jahre in Folge alle Gegner weggeballert und sämtliche Spiele gewonnen. Dem damaligen Torwart Pascal George – der inzwischen längst über alle Berge verschwunden ist – war es aber bei einem 22:0-Sieg gegen Weigheim derart langweilig, dass er hinter seinem Tor mit den Zuschauern kickte, weil ohnehin kein Ball aufs die Kiste kam. ­ Er rebellierte und Michael Fehrenbacher musste ins Tor. Der Rollentausch war von Erfolg gekrönt und das Talent hielt fortan den Kasten des FC Hardt sauber. Schon beim ersten Hallenturnier in Schwenningen wurde der Titel gegen eine starke Konkurrenz von »Städtern« geholt. In der C-Jugend spielte er für die Bezirksauswahl und war zu Gast in der Sportschule Ruit. In die A-Jugend wurde er schon ein Jahr früher hochgezogen, da dort ein Keeper fehlte. Als er zu den Aktiven kam, war die Konkurrenz groß. Stammtorhüter in der Ersten war Matthias Kaupp. Dahinter war eine überaus schillernde Torhütertruppe mit Dirk Lachenmaier, Ralf Kopp, Wolfgang Bernhardt und eben Michael Fehrenbacher am Werk, die in der Zweiten rotierte. Schon im ersten Aktivenjahr von Michael Fehrenbacher wurde die Zweite Meister und ein Jahr später war er Teil der Mannschaft, die mit seinem Trainer und Onkel Josef Ganter in die Bezirksliga aufstieg. Dort verdrängte er später Matthias Kaupp und sollte dann viele Jahre Stammtorhüter der Ersten sein. »Der Stellenwert des Fußballs war früher höher«, sagt er rückblickend. Es gab nur einen Modus: Vollgas. Etwas anderes hätten die früheren Leitwölfe wie Peter Lachenmaier oder Harry Bernhardt gar nicht akzeptiert. Während der Saison in den Urlaub zu gehen, war streng verboten, was heute anders sei. Verletzungen gab es im Laufe der Zeit die eine oder andere: Am gravierendsten war ein Bruch des Handgelenks und des Wadenbeins. Am schlimmsten ausgesehen hatte es, als er den »Hobel« (das Nasenbein) gebrochen hatte und das Blut in Strömen floss. Herausragende Partien gab es viele, doch an zwei Bezirksliga-Partien gegen den BSV Schwenningen – damals noch eine Art FC Bayern der Region – in Hardt erinnert sich Fehrenbacher besonders gerne. In dem hitzigen Match stand es rasch 4:1 für Schwenningen, was deren Spieler mit den Worten »Ihr Bauern lernt das nie« kommentierten. In einer furiosen Aufholjagd wurde das Spiel zu einem 6:5 umgebogen. Die Zuschauer waren aus dem Häuschen und die »Bauern« schickten die hochnäsigen Möchtegern-Profis aus Schwenningen mit einer Niederlage nach Hause. Ein Jahr später war es fast das Gleiche in Grün: Der BSV sah nach einem 3:1 schon wie der sichere Sieger aus. Doch dann kam Edeljoker Philipp Haberstroh ins Spiel. Er setzte beim Stand von 3:3 einige Übersteiger an, tanzte die Gegner aus und knallte den Ball zum Siegtreffer in den Winkel. Noch heute, so wird gemunkelt, läuft den Schwenningern ein kalter Schauer über den Rücken, wenn im BSV-Sportheim der Name Philipp Haberstroh fällt. »Es waren große Herausforderungen damals gegen Stürmer wie Sven Heilmann, Ralf Volkwein, Karl-Heinz Frech oder Freddy Profft«, sagt Michael Fehrenbacher. Im Training spielte er überhaupt nicht gerne gegen Manfred Gaus, dessen Torriecher unnachahmlich war. Sein größter Erfolg war der neuerliche Aufstieg in die Bezirksliga im Jahr 2012, bei dem er Kapitän der Truppe war. Als Trainer prägten ihn neben Erich Fehrenbacher und Josef Ganter insbesondere Michael Wildermann und Didi Lang. Ein Wechsel kam für Michael Fehrenbacher nie in Frage, obwohl er zweifellos das Zeug dazu gehabt hätte, sich auch höherklassig durchzusetzen. Im zarten Alter von 44 denkt er derzeit von Schritt zu Schritt. Diese Saison stehe er auf jeden Fall noch als dritter Torhüter bereit, falls Felix Wolber oder Antonio Tancredi ausfallen sollten. Eine Bereicherung war Fehrenbacher aber auch neben dem Platz oder bei Ausflügen, wo er leidenschaftlich gerne über Fußball diskutiert und – öfters mit hohem Blutdruck – den jungen Spielern erläutert, was es bedeutet, für den FC Hardt auf dem Feld zu stehen. Ein Vorbild an Einsatz ist er für diese allemal. »Ich möchte nur das weiter geben, was ich früher gelernt habe«, sagt Fehrenbacher. So habe er beispielsweise mit Oswald Gaus, Jörg Haberstroh oder Jürgen Ganter gespielt – und nun kickt er mit deren Söhnen. Als »alter Sack« lasse er sich nicht beleidigen. Denen wolle er beweisen, dass er nach wie vor mithalten könne, sagt er. Dass er das kann, steht außer Frage. Eine derart hohe Anzahl an Spielen ist auch im Umkreis eine absolute Seltenheit. Hier können noch Haudegen wie Martin Hils (Buchenberg), Manfred Kaufmann (Fluorn) oder Thomas Weber (Mariazell) mithalten. FC-Vorstandssprecher Tobias Kuhner nahm das Derby gegen Mariazell/Locherhof zum Anlass, Michael Fehrenbacher zu würdigen und als ersten Ehrenfußballspieler des FC Hardt auszuzeichnen. In jungen Jahren spielte er zeitweise im Feld und erzielte dabei acht Tore. Insgesamt, so Kuhners Rechnung, habe Michael Fehrenbacher 288 000 Minuten auf dem Platz gestanden, was 4800 Stunden, 200 Tagen oder sieben Monaten entspreche. Wie viele Punkte er dem FC Hardt dabei gerettet hat, lässt sich leider nicht beziffern. Um sich von den Strapazen zu erholen, erhielt er einen Wellness-Gutschein und seine Frau Claudia einen Blumenstrauß. 

Vorsitzender Tobias Kuhner verwies bei der Ehrung auf die »Ewigenliste« des FC Hardt: 1. Michael Fehrenbacher (800 Spiele), 2. Ralf Bernhardt (710), 3. Rudi Hafner (702), 4. Marco Rapp (682), 5. Thomas Pfaff (677), 6. Martin Dold (615), 7. Harry Bernhardt (614), 8. Jürgen Kopp (610), 9. Oswald Gaus (589), 10. Thomas Bantle (554), 11. Oswald Flaig (543), 12. Manfred Gaus (536), 13. Josef Ganter (523), 14. Bix Haberstroh (513), 15. Paul Flaig (510), 16. Michael Hermann (510). Die meisten Tore erzielten Rudi Hafner (376), Manfred Gaus (339), Klaus Bernhardt (310), Marco Rapp (308), Harry Bernhardt (282), Bix Haberstroh (268) und Peter Lachenmaier (195). 

Schwarzwälder Bote/FC Hardt - Martin Dold